Neue Luzerner Zeitung
13.9.03



CD/Kleintheater Luzern



mat. Chanson-Sängerinnen werden bis heute regelmässig am übermächtigen Vorbild Edith Piaf gemessen. Und immer wieder sind entsprechende Vergleiche auch als Qualitätsausweis gedacht, so auch, mit gutem Grund, im Fall der in der Schweiz lebenden französischen Sängerin Clara Moreau. Da ist zuerst Moreaus dunkel und rau timbrierte Stimme, die gleichsam von den Geschichten ge-zeichnet scheint, die das Leben schreibt und von denen die Chansons von Gainsbourgh und Brel bis Astor Piazzolla handeln. Zum andern liegt es an der Identifikation mit diesen Geschichten, an der Leidenschaftlichkeit, mit der Moreau diese Geschichten mehr erzählt als singt – im Flüsterton, charmant parlierend, überschäumend vor Freude und Schmerz. Auch wenn sich das in Live-Auftritten am unmittelbarsten mitteilt (heute Abend im Rahmen des Kleinkunsttags im Kleintheater Luzern), wird das auch auf der CD spürbar, auf der sich Clara Moreau mit ihrem neuen Trio (und diversen Gastmusikern) vorstellt.

Augenzwinkernde Nostalgie

Zum Chanson-Ton der Sängerin steuern die vorzüglichen Begleitmusiker durchaus eine eigene Note bei. Die sparsamen Arrangements setzen der direkten Emotionalität dieser Stimme eher jazzige Coolness entgegen (Schlagzeug: Mario Marchisella, Klavier: Marino Bernasconi) und lassen dennoch auch intensive lyrische Momente zu (Cello: Andreas Ochsner, als Gastmusiker mit dabei sind: Daniel Fueter, Klavier, Marc Hänsenberger, Akkordeon, Christophe Litz, Saxofon): Ein stilistisch facettenreicher Chanson-Mix, der nostalgische Wehmut bewusst mit einbezieht und augenzwinkernd (köstlich in den Harmoniegesängen des Musiker-Trios) vor falscher Sentimentalität schützt.