Neues Bülacher Tagblatt 28.9.2004



Trotz Sprachbarrieren ein musikalischer Genuss




Am Freitag gastierte die französische Chanson-Interpretin Clara Moreau im Sechtbach-Huus Bülach. Mit ihrem Charme und der Variabilität ihrer Stimme setzte sie sich gekonnt über sämtliche Sprachhinternisse hinweg.
Ob vom Schicksaal geschlagener Metro-Kontrolleur, Atombombenentwickler oder verliebter Jüngling, Clara Moreau leiht ihnen allen ihre Charakterstimme, lässt sie durch die Chansons aufleben. Zusammen mit ihrem Orchesterchen (Marino Bernasconi, Klavier, Andreas Ochsner, Cello und Mario Marchisella, Perkussion) lud sie das Publikum zu einer durch und durch französischen Musikreise ein. Werke von den Grössen des singenden und besungenen Frankreichs wie Léo Ferré, Serge Gainsbourg oder Edith Piaf zählt Moreau zu ihrem breiten Repertoire. Eine Frau, die was zu erzählen hat, die ihre Stimme wie ein Kaleidoskop der unterschiedlichen Stimmungsbilder einsetzt. Eigenartig und einzigartig.

Französischkenntnisse gefragt

Indessen problematisch: die wenigsten der Bülacher Konzertbesucher waren in der französischen Sprache ausreichend versiert, um die zuweilen doch recht anspruchsvollen Liedtexte auch verstehen zu können. Schade, denn wer das französische Chanson kennt, der weiss um die zentrale Bedeutung der oft poetischen aber auch politisch-pointierten Worte. Nichts desto Trotz hat Clara Moreaus Auftritt gefallen; einerseits versuchte sie, grosszügig den Inhalt des jeweils nachfolgenden Liedes in gebrochenem Deutsch zu skizzieren, was dann dem Publikum wenigstens einen rudimentären Deutungsansatz ermöglichte, andererseits war es vor allen Dingen ihre Mimik, ihre ausdrucksstarke Stimme und ihr unheimlich wirkungsvoller Charme, der einen die vermittelten Emotionen sehr wohl verstehen liess.
Bereits vor zwei Jahren war die Sängerin im Sechtbach-Huus zu Gast. Wie Heimleiter Jürg Lüthi in seiner kurzen Ansprache sagte, sei ihr Auftritt von damals noch lange heiminternes Gesprächsthema geblieben. So habe man sich entschlossen, Clara Moreau zusammen mit ihrem neuen Orchester, erneut für einen Gastauftritt zu verpflichten.

Florian Schaer